Wie nutzerzentriertes Interior Design Arbeitsräume verbessert
Wie entstehen Arbeitsumgebungen, die nicht nur gut aussehen, sondern auch das Wohlbefinden und die Produktivität fördern – und trotzdem wirtschaftlich sinnvoll bleiben?
Als Interior Designerin mit psychologischem Hintergrund nutze ich bei studio FOS Methoden aus dem User Experience (UX) Design, um Räume funktional, emotional und menschlich zu gestalten. In diesem Beitrag zeige ich, wie UX-Methoden – von Nutzerforschung über Personas bis zu Prototypen – gezielt zu besseren Gestaltungslösungen führen.
Besonders bei der Planung von offenen Büroflächen oder der Bürogestaltung im Großraum zeigt sich: UX-Methoden machen Interior Design nicht komplizierter, sondern gezielter – für Räume, die wirklich genutzt und erlebt werden.
Warum UX im Interior Design wirkt
UX steht für „User Experience“ – das Erlebnis, das Menschen mit einem System oder Produkt haben. Diese Erfahrung endet nicht am Bildschirm: Auch Räume sind Systeme, die erlebt, genutzt, interpretiert und bewertet werden.
Die Tools aus dem UX-Design – wie Nutzerforschung, Prototyping oder Journey Mapping – lassen sich ideal auf physische Räume übertragen.
Effektive UX-Methoden für nutzerzentriertes Interior Design
User Research (Nutzerforschung)
Mit validierten Fragebögen, Interviews und Raumbeobachtungen analysiert studio FOS, wie Büros tatsächlich genutzt werden. So erkennen wir Pain Points, Bedürfnisse und Nutzungsmuster – objektiv und evidenzbasiert. Die genutzten Methoden der Nutzerforschung basieren auf dem Modell der Komfortdimensionen (Steidle & Janneck, 2021):
– physikalischer Komfort
– funktionaler Komfort
– psychologischer Komfort
Ergänzt wird dieser Ansatz durch das Konzept der hedonischen Qualität (vgl. Hassenzahl, 2001) – also jenen Faktoren, die Räume emotional ansprechend und identitätsstiftend machen.
👉 Vorteil für Unternehmen: Entscheidungen beruhen nicht nur auf Geschmack und Design Trends, sondern auch auf belastbaren Nutzungsdaten. Das ist besonders wertvoll bei der Entwicklung neuer Arbeitswelten oder bei der Neugestaltung von offenen Flächen oder Großraumbüros.

Abbildung 1: Übersicht Komfortdimensionen, studio FOS
Personas
Im klassischen UX entstehen Personas durch die verdichtete Darstellung typischer Nutzer*innen in einem Profil – basierend auf Mustern aus Interviews, Beobachtungen oder Umfragen.
studio FOS überträgt diese bewährte Methode gezielt auf den Raumkontext – und erweitert sie um Team- und Organisationsperspektiven, um gemeinsame Raumlogiken, Bedürfnisse und Ziele sichtbar zu machen.
Personas werden bei studio FOS vor allem für kleine Teams entwickelt, die sich Arbeitszonen teilen. Durch die Aggregation aus wissenschaftlich fundierten Fragebögen, individuellen Interviews und Raumbeobachtungen entsteht ein kollektives Bedürfnisprofil. So lassen sich etwa Zonen für Fokus vs. Kollaboration, Anforderungen an Stauraum, Atmosphäre oder Rückzug bedarfsorientiert gestalten.
Durch die Kombination von Raumbeobachtung und psychologischen Tools entstehen kollektive Bedürfnisprofile, die weit über reine Stilpräferenzen hinausgehen. Auch Elemente wie Wandfarben im Büro, Akustikzonen oder persönliche Rückzugsorte werden dabei berücksichtigt – auf Grundlage aktueller Erkenntnisse aus Design und Psychologie.
Darüber hinaus wird auch eine Organisations-Persona erstellt – als narratives Abbild von Unternehmenskultur, Raumhaltung und Markenidentität.
Die Passung dieser beiden Ebenen – Team und Organisation – bildet das Fundament für fundierte Gestaltungsentscheidungen und ein Interior-Konzept, das nicht nur funktioniert, sondern sich auch stimmig und authentisch anfühlt.
Heatmaps
Ergänzend zu Personas nutzt studio FOS Heatmaps, um Raumerleben und Nutzungsmuster visuell auf dem Grundriss abzubilden. Sie zeigen zum Beispiel stark frequentierte Wege, Unruhe-Zonen oder bevorzugte Rückzugsorte – und machen komplexe Beobachtungsdaten intuitiv verständlich.
Heatmaps helfen dabei, Prioritäten in der Raumgestaltung klar zu benennen und Maßnahmen nachvollziehbar zu begründen – eine wertvolle Grundlage für Teams, Entscheidende und Budgetverantwortliche.
👉 Vorteil für Unternehmen: Weniger Trial-and-Error, bessere Planungssicherheit, gezieltere Investitionen.
Journey Mapping
Die Methode des Journey Mappings nutzt studio FOS, um typische Abläufe, Stimmungen, Tätigkeiten und Ortswechsel über den Tagesverlauf hinweg zu analysieren – oft unterstützt durch Interviews, Raumbegehungen oder ein visuell gezeichneter „Raumzeit-Flow“.
So zeigt sich, wann und wo Konzentration, Kreativität oder Rückzug gebraucht werden, welche Raumzonen eventuell doppelt genutzt werden oder wie sich solche Verläufe durch Raumgestaltung beeinflussen lassen.
Diese Methode ist besonders nützlich, um die zeitliche Dimension von funktionalem und psychologischem Komfort zu erfassen – z. B. für hybride Arbeitsmodelle, Einzelbüros mit vielseitiger Nutzung oder geteilte Meeting-Zonen.

Abbildung 3: Beispiel Journey Mapping aus UX Raumanalyse, studio FOS
Prototyping
In manchen Projekten macht es Sinn Prototyping als Methode zu nutzen, um Ideen sichtbar, begehbar und testbar zu machen – noch bevor etwas final umgesetzt wird. Mit einfachen Mitteln wie Kartonmarkierungen, Tape auf dem Boden oder provisorischen Möbelanordnungen entstehen Raum-Skizzen in Echtzeit. So lassen sich z.B. Dimensionen und Bewegungsflüsse erleben – und frühzeitig anpassen.
Diese Methode spart Kosten und erhöht die Akzeptanz bei den Nutzer:innen.
Fazit
UX-Methoden machen Bürogestaltung nicht nur nutzerfreundlicher, sondern auch wirtschaftlich effizienter. Sie helfen dabei, in offenen Büros, hybriden Arbeitsumgebungen oder Großraumbüros die richtigen Entscheidungen zu treffen – fundiert, verständlich und nachhaltig.
Neugierig geworden?
Wenn Sie Ihre Räume nutzerzentriert und wirtschaftlich neu denken und gestalten möchten kontaktieren Sie gerne studio FOS für ein erstes Kennenlerngespräch.
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1. Living in Information: Responsible Design for Digital Places
von Jorge Arango
Ein tiefgründiger Blick darauf, wie Räume – ob digital oder physisch – strukturell gestaltet werden können, um Sinn zu stiften. Arango verbindet Architektur, Informationsarchitektur und UX und liefert fundierte Einsichten in die Lesbarkeit, Orientierung und emotionale Wirkung von Räumen.
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2. Make Space: How to Set the Stage for Creative Collaboration
von Scott Doorley & Scott Witthoft (Stanford d.school)
Ein praxisnahes Handbuch mit wissenschaftlichem Unterbau zur Gestaltung kreativer Arbeitsräume. Perfekt, um zu lernen, wie Raumdenken direkt Zusammenarbeit, Kreativität und Produktivität beeinflusst.
👉 Besonders gut für Innenarchitekt:innen und Raumgestalter:innen.
3. Interaction Design Foundation – Online-Kurse interaction-design.org
Diese Lernplattform bietet fundierte Kurse zu UX, Emotional Design, Service Design und Human-Centered Design, die sich hervorragend auf physische Räume übertragen lassen. Die Inhalte verbinden Wissen und Anwendungsbezug – ideal für deine Weiterbildung.
👉 Wissenschaftlich fundiert, flexibel und praxisnah.
Quellen
Hassenzahl, M. (2001). The effect of perceived hedonic quality on product appealingness. International Journal of Human-Computer Interaction, 13(4), 481–499.
Janneck, M., & Steidle, A. (2021). Gestaltung physischer Umgebungsfaktoren und Ergonomie. In Handbuch Gesundheitsförderung bei der Arbeit (S. 1–16). Springer Vieweg.
FAQs
Was ist User Experience (UX)?
UX steht für „User Experience“ – also das Erlebnis, das Menschen bei der Nutzung eines Produkts, Systems oder auch Raums haben. Es umfasst emotionale, funktionale und psychologische Aspekte – von der ersten Wahrnehmung bis zur täglichen Nutzung.
👉 studio FOS überträgt dieses Prinzip gezielt auf die Gestaltung von Arbeitsumgebungen.
Was sind UX-Methoden?
UX-Methoden (User Experience-Methoden) sind Werkzeuge und Prozesse, mit denen das Erleben von Nutzer:innen analysiert, gestaltet und verbessert wird. Sie stammen ursprünglich aus dem digitalen Design, lassen sich aber wirkungsvoll auf physische Räume anwenden. Typische Methoden sind:
– Nutzerforschung (Interviews, Fragebögen, Beobachtung)
– Personas
– Journey Mapping
– Heatmaps
– Prototyping
👉 Bei studio FOS werden diese Methoden genutzt, um Arbeitsräume gezielt nach Bedürfnissen, Nutzungsmustern und emotionaler Wirkung zu gestalten.
Was versteht man unter nutzerzentrierter Bürogestaltung?
Nutzerzentrierte Bürogestaltung orientiert sich an den tatsächlichen Bedürfnissen und dem Verhalten der Mitarbeitenden. Erst danach fließen Designtrends ein – auf Basis von Nutzerforschung, klaren Prioritäten sowie wirtschaftlicher und praktischer Umsetzbarkeit entstehen gezielte, wirksame Raumlösungen.
Welche UX-Methoden eignen sich am besten für Bürogestaltung?
Besonders geeignet sind UX-Methoden wie Nutzerforschung, Personas, Journey Mapping, Heatmaps und Prototyping. Sie helfen, Räume auf Basis realer Nutzungsmuster und Bedürfnisse zu planen – statt nach reiner Intuition.
Was zeigt eine Heatmap in der Bürogestaltung?
Eine Heatmap visualisiert, welche Bereiche im Raum häufig genutzt, als angenehm oder als störend wahrgenommen werden. Sie macht Befragungs- und Verhaltensmuster sichtbar und hilft dabei, Gestaltung gezielt zu priorisieren – zum Beispiel bei der Zonierung von Rückzugs- und Kommunikationsbereichen oder bei der Auswahl neuer Möbel.




Sehr spannend der Artikel! Welche Methode wäre denn eher nice-to-have und welche eher essenziell, wenn man sich Arbeitsräume anguckt? Vielen Dank!
Vielen Dank, Jennifer – freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt!
Welche Methode essenziell ist, hängt stark vom Projektziel und den Rahmenbedingungen ab.
Für mich ist Nutzerforschung (Interviews, Beobachtung, Fragebögen) der absolute Kern, weil sie die Basis für alle weiteren Entscheidungen bildet. Ohne diese Daten wird es schnell zum Ratespiel.
Heatmaps sind dagegen oft ein Nice-to-have, wenn man vorhandene Räume analysiert – sie machen Muster wunderbar sichtbar, sind aber nicht in jedem Projekt zwingend nötig.